Philosophie
Montessori-per-Seniori
Wie entstand die Idee, unter gerontologischen Gesichtspunkten montessorianisch-therapeutische Interventionen zu entwickeln?
Die Idee, die Arbeit Maria Montessoris auf den Seniorenbereich zu übertragen, entstand vor 10 Jahren in der Seniorenresidenz Passau-Neustift.
Als Seniorenbetreuerin war ich, Bianca Mattern, im Bereich des „Betreuten Wohnens“ tätig. Zu diesem Wohnbereich gehören 50 bis 60 Personen, welche in gemieteten Appartements, mehr oder weniger selbständig ihre alltäglichen Aufgaben betreffend den Haushalt bestreiten. Um den Ansprüchen und den Bedürfnissen der älteren Menschen gerecht zu werden, ließ ich mich, hervorgerufen durch einen Mangel an vorhandenen Materialien für die Arbeit mit Hochaltrigen, von der Idee leiten, die Arbeit Maria Montessoris intensiv zu studieren und diese auf den Bereich der Seniorenarbeit zu übertragen.
Bereits vorhandene Literatur, die Informationen, Situationsbeschreibungen und Arbeitsanregungen für die verschiedensten Aktivitäten, die ich bezüglich der Altenarbeit fand, waren mir zu unpersönlich, zu übergestülpt und zu wenig differenziert.
Wie wichtig die Arbeit mit Senioren und deren Biographie ist, welchen Weg diese bereits gemeistert haben und welche Schwierigkeiten in einer neuen Umgebung auftauchen wurde in der Vergangenheit meistens übergangen.
Darüber hinaus wurden die betreffenden Menschen oft wie Kleinkinder behandelt – nur weil gewisse Tätigkeiten aus Alters- oder Krankheitsgründen nur noch sehr eingeschränkt durchgeführt werden können oder ganz entfallen. Genau diese Menschen brauchen Unterstützung sowohl im seelischen Bereich, als auch bei der praktischen Strukturierung und der Eingewöhnung in ihren neuen Alltag.
Ein Beispiel:
Immer schwieriger wird für viele alte Menschen die Kommunikation mit anderen Altersgenossen. Meist ist das Gesprächsthema eine „Krankheit“ oder eine „Unzufriedenheit/Frustriertheit“, verbunden mit sehr viel Pessimismus. Ein „neues“, soziales Leben in einer Gemeinschaft von Senioren (zwischen 70 und 90 Jahren) wachsen zu lassen ist ein sehr schwieriger und langsamer Prozess. Erst nach langer Zeit ergeben sich soziale Verbindlichkeiten, Toleranz und Verantwortung gegenüber dem Anderen.
Diese Erfahrungen zu machen, war für mich ein besonders schönes Gefühl. Die Lebensqualität der Senioren konnte durch die Pädagogik Maria Montessoris und den Leitsatz: „Hilf mir es selbst zu tun“ erheblich gesteigert werden.